Wenn Keyless Entry zum Türöffner für Ganoven wird

Letzte Änderung am: 1. November 2024

Es ist leider eine Tatsache, dass immer mehr Autos mit schlüssellosem Zugangssystem gestohlen werden. Was bedeutet das für die Zukunft von Keyless Entry? Wir haben André Bouwman, Projektleiter bei der niederländischen Stiftung zur Bekämpfung von Fahrzeugkriminalität (AVc), befragt.

Wie einfach ist es, ein Auto mit schlüssellosem Zugangssystem zu stehlen?

André Bouwman, AVc-Projektleiter: „Für Kriminelle mit dem entsprechenden Geschick und der richtigen Ausrüstung ist das ein Kinderspiel. Das Material zum Öffnen von Autos mit Keyless Entry kann man im Internet schon für 15.000 € kaufen.“

Wie knackt man ein Keyless-Entry-Auto?

Der Schlüssel eines Autos mit Keyless-Zugangssystem sendet kontinuierlich ein Signal aus. Als würde er dem Auto zurufen: Wo bist du, wo bist du? Wenn der Schlüssel nahe genug am Auto ist, wird die Türe automatisch entriegelt. Kriminelle können das von diesem „intelligenten“ Schlüssel ausgesendete Signal in einem Umkreis von 5 bis 10 m auffangen und mit einem speziellen Gerät verstärken. Dann senden sie das Signal an jemanden, der in der Nähe des Autos steht. Der kann das Fahrzeug sofort öffnen. Die meisten Autos haben heute eine Kombination aus schlüssellosem Zugang und schlüssellosem Startsystem. Das heißt, man kann das Auto ohne Schlüssel öffnen und starten. Und dann natürlich auch damit wegfahren. Dadurch wird es für Kriminelle sehr verlockend, ein Auto zu stehlen.“

Werden sich Autodiebstähle in Zukunft häufen?

„Dies ist erst der Anfang. Es gibt immer mehr Ganoven, die Autos mit schlüssellosem Zugang durch das Abfangen des Funksignals entriegeln können. Um dann beispielsweise beliebte Autoteile zu stehlen oder mit dem Auto ganz wegzufahren. Der nächste Schritt könnte sein, dass Kriminelle die Steuerung Ihres Autos übernehmen oder Ihr Auto zum Verbergen ihrer eigenen Identität nutzen. Früher waren Autos ein Zweck, heute werden sie zum Mittel. Ein Mittel, beispielsweise um Drogen zu transportieren oder als Krimineller unterzutauchen. Deshalb ist es wichtig, mit dem schlüssellosen Zugangssystem nicht naiv umzugehen. Wir denken immer, dass vielleicht der Nachbar gehackt wird und nicht wir selbst. Doch so, wie man im Umgang mit Geheimnummern und Passwörtern vorsichtig sein sollte, so sollte man das auch mit einem schlüssellosen Zugangssystem. Seien Sie also wachsam!“

Wie sollten die Automobilhersteller reagieren?

„Die Autohersteller müssten ihre Autos so absichern, dass Kriminelle keine Chance haben. Das hat jedoch seinen Preis. In der Autoindustrie werden Entscheidungen vor allem auf Basis von Geld getroffen. Einige Autohersteller wie Mercedes-Benz und BMW verwenden bereits ein Zubehör (Bewegungssensor), welches das Signal bei Nichtnutzung des Schlüssels abschaltet. Wenn Sie den Schlüssel dann auf Ihren Nachttisch legen, sendet er kein Signal mehr aus. Es gibt auch einige Automarken, bei denen das Auto innerhalb einer Zehntelsekunde auf das Schlüsselsignal reagieren muss, sonst öffnet es sich nicht. Natürlich darf man nicht vergessen, dass uns die Ganoven immer einen Schritt voraus sind. Die Frage lautet also nicht, ob man technisch im Rückstand ist. Sondern wie weit man zurückliegt.“

Angenommen, Sie hätten die Wahl: Würden Sie ein Auto mit oder ohne Smartkey kaufen?

„Das hängt von Sicherheit der Automarke ab. Vor allem die deutschen Automarken wie BMW, Audi und Volkswagen sind häufig Opfer von Hackerangriffen. Auch Toyota als Hersteller von Hybridfahrzeugen ist betroffen. Wenn Sie sich jedoch gut absichern, können Sie sich immer noch für ein Auto mit hohem Diebstahlrisiko entscheiden. Kaufen Sie beispielsweise eine hochwertige Alarmanlage, bewahren Sie Ihren Smartkey sicher auf, parken Sie Ihr Auto in einer Garage oder an einem gut einsehbaren Parkplatz.“

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